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Rückblick

aufforstungDa mit dem Jahr 2007 das Projekt "100.000 Bäume für Ghana" endgültig abgeschlossen wird, möchten wir mit diesem kurzen Rückblick zehn Jahre erfolgreicher Entwicklungszusammenarbeit mit unsern Partnern in der Ashanti-Region zusammenfassen.

Als wir uns 1996 gemeinsam mit Bischof Sarpong entschlossen, eine Baumschule für Waldbäume einzurichten, betraten wir in Ghana Neuland. Waldbäume waren bis vor nicht langer Zeit von alleine nachgewachsen. Seit jedoch der Wald immer weiter abgeholzt wird und die Niederschläge immer weniger werden, finden die Samen nicht mehr die Bedingungen, die sie brauchen, um zu keimen und zu wachsen. Folge: der Wald schwindet noch schneller, die Niederschläge werden noch weniger, Erosion macht den Boden unfruchtbar.

Soll der Wald nicht vollends ganz verschwinden, was katastrophale Folgen hätte auch für das Überleben der Menschen in der Region, müssen Waldbäume angepflanzt und die Setzlinge dafür in Baumschulen vorgezüchtet werden. Das war für die Bauern etwas völlig Neues. Deshalb war Aufklärungsarbeit zunächst eine unserer wichtigsten Aufgaben.

Unsere Baumschulen haben bei der Anzucht von Setzlingen für Waldbäume eine Vorreiterrolle gespielt. In den ersten beiden Jahren waren Samen kaum zu bekommen. Vom damaligen Leiter der Baumschule wurde sogar überlegt, ob es nicht am besten wäre, Leute anzuheuern und selbst Samen zu sammeln. Inzwischen gibt es überall staatliche Forstbaumschulen und Samen in guter Qualität können - je nachdem, welche Bäume in dem betreffenden Jahr blühen - bei der forstwirtschaftlichen Fakultät der Universität gekauft werden.

 

baum2

 

Entwicklung des Projekts in Ghana:

 

1997 nahm die Baumschule in Kumasi den Betrieb auf.

1998 rief Bischof Sarpong von Kumasi auf zur ersten nationalen Arbour Week. Er wollte eine nationale Baumpflanzbewegung in Gang setzen, was leider nicht gelungen ist. Die Woche des Baumes wurde in mehreren katholischen Diözesen gefeiert, schlief nach zwei Jahren ein und wurde 2002 als Arbour Day, der hauptsächlich in der Erzdiözese Kumasi begangen wird, neu belebt worden.

1998 wurde eine Forstwissenschaftlerin von der Universität Kumasi als Beraterin engagiert. Mit ihr zusammen ist die Projektleiterin jedes Jahr vier Wochen lang durch die Dörfer der Ashanti-Region gefahren, um den Farmern die Notwendigkeit der Aufforstung klar zu machen und für unser Projekt zu werben.

1999 wurde die Baumschule in Mpehi eingerichtet. Die Gesamtfläche der Baumschulen beträgt ca. 2,5 ha.

In jeder Baumschule wurden drei Arbeitsplätze geschaffen.

Sowohl in Kumasi als auch in Mpehi wurde eine gemauertes Gebäude erstellt mit Geschirrhütte und Wohnmöglichkeit für den Nachtwächter.

In Kumasi wurde außerdem ein Brunnen mit Handpumpe installiert.

Ab 2001 wurde in Mpehi ein Demonstrationswald mit einer gemischten Pflanzung von 5.000 einheimischen westafrikanischen Waldbäumen angelegt.

2004 hat ein Farmer aus der Ashanti-Region, der von Anfang an mit uns zusammengearbeitet hat, den National Award (nationale Auszeichnung) als bester Agroforstwirtschaftler von Ghana erhalten.

Insgesamt wurden ca. 150.000 Bäume gepflanzt.

Das Projekt wurde von 1999 bis 2003 von der EU mit 32.321 EURO gefördert (ca. 43% der Gesamtausgaben bis Dezember 2003).

Zum 31.12.2005 wurden die Baumschulen in die Selbständigkeit entlassen.

Der Bestand an Setzlingen zum Jahresende 2005: in Kumasi .ca. 900 Zitrusbäume, 1.200 Cedrella, 100 Oframo, 3.300 Ölpalmen.

Für Mpehi liegen keine Zahlen vor.

Im Februar 2005 wurde Lilo Klug von der Paramount Queen Mother von Offinso und dem Chief von Mpehi zur Queen Mother ehrenhalber ernannt. Ihr Ashanti-Namen ist: Nana Ama Kwaa, Sompahema of Mpehi.

Bei der Feier zu ihrer Ernennung rief Lilo Klug die Frauen der Region Offinso auf zu einem Baumpflanzwettbewerb nach dem Vorbild der Friedensnobelpreisträgerin von 2004 Wangari Maathai aus Kenia. Damit sollte der Aufforstungsaktion neuer Auftrieb gegeben werden. Das Konzept sieht vor, dass - zumindest bis Ende 2006 - der Förderkreis Heilbronnen die Setzlinge kauft und den Frauen kostenlos zur Verfügung stellt. Mindestens 7.000 Setzlinge wurden im Rahmen dieses Programms verteilt und gepflanzt.

Das ist eine kleine zusätzliche Unterstützung für die Baumschulen auf ihrem Weg in die Selbständigkeit und ein Anreiz für die Mitarbeiter für die Initiative zu werben. Die Preise für die schönsten Bäumchen sollen noch in diesem Jahr (2007) verteilt werden.

 Seit 2006 wird in der Baumschule Kumasi Artemisia Annua anamed angebaut, ein Beifußgewächs, das in China seit mehreren tausend Jahren als Medizin gegen Malaria verwendet wird. Diese Pflanze wächst ursprünglich im gemässigten Klima. Sie wurde in Baden Württemberg (von anamed Winnenden und  der Tropenklinik Tübingen) tropentauglich gezüchtet. Die Blätter können frisch oder getrocknet als Tee verwendet werden und sind eine sehr effektive Arznei gegen Malaria.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen seit 2002 ist es jetzt gelungen, die Pflanze in der Baumschule zu züchten und zu vermehren. Dies kann eine zusätzliche Einnahmequelle für die Baumschule werden und ein Segen für die Bevölkerung, da der Tee nur eine Bruchteil kostet von den üblichen Medikamenten aus der Apotheke.

 

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Aktivitäten in Deutschland:

In den 10 Jahren (1996 bis 2006) wurden in Heilbronn und Umgebung 82 Veranstaltungen (Ausstellungen, Diavorträge, Aktionen, etc.) durchgeführt.

Herausragende Ereignisse  waren:

Im Mai 1997 eine Ausstellung im Rathaus Heilbronn bei der das erste Exemplar der von Raphael Seitz gestifteten Urkunde für Baumpaten dem Oberbürgermeister überreicht wurde.          

Im Januar 2001 ein Benefizkonzert in der AOK mit Künstlern aus Heilbronn und dem Jazzchor des Mönchsee-Gymnasiums.

Im Juni 2002 ein Vortrag der Projektleiterin in der Fachhochschule Heilbronn.

Im Oktober 2004 besuchte die Paramount Queen Mother von Offinso, Nana Ama Seiwaa Nyarko und Nana Osei Sarpong,  Chief von Mpehi und Leiter der dortigen Baumschule Heilbronn, Öhringen und die Forstbaumschule Steinbach in Blaufelden. Ermöglicht wurde dieser Besuch von Missio.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bedanken bei allen Spendern, insbesondere denen, die 10 Jahre mit uns durchgehalten haben, allen voran der katholische Kirchengemeinde St. Joseph in Öhringen, der Baumschule Steinbach in Blaufelden und den Privatpersonen, die ungenannt bleiben möchten, uns jedoch immer wieder mit großzügigen Spenden bedacht und uns so diese wichtige Arbeit ermöglicht haben.

Heilbronn, im Mai 2007

Lilo Klug


Projektleiterin